Gesundheitsmanagement im Handwerk: Was dem Körper beim Entlasten hilft
Wer in Produktion und Handwerk arbeitet, verbringt die meisten Arbeitsstunden im Stehen – was sich fatal auf die Gesundheit auswirken kann. Dabei können Arbeitgeber und die Beschäftigten selbst mit einfachen Mitteln vorsorgen.
Rückenschmerzen, Verspannungen und stark belastete Beine gehören zum Berufsalltag vieler Menschen in Deutschland. Wird die Arbeit dauerhaft stehend auf einem harten Boden verrichtet, ermüdet die Muskulatur zwangsläufig. Das Paradoxe dabei: Ratgeber zum Thema Gesundheit am Arbeitsplatz für Personen mit Schreibtischjobs gibt es in Massen. Doch was ist mit Beschäftigten im Handwerk, die ihre körperliche Gesundheit oftmals viel größeren Belastungen aussetzen müssen?
Status Quo: Die Arbeitssituation für viele Mitarbeiter:innen
Millionen Menschen arbeiten in ihrem Beruf täglich im Stehen und setzen Gelenke, Wirbelsäule und Muskeln somit einer einseitigen Belastung aus. Resultat dieser statischen Dauerbelastung können Schädigungen der Rückenmuskulatur, Bandscheibenvorfälle und andere Beschwerden sein.
Millionen Menschen sind im Handwerk tätig
Dauerhaftes Stehen erhöht gesundheitliches Risiko
Körperliche und auch mentale Schäden können die Folge sein
Besonders die langfristigen Gefahren des langen Stehens am Arbeitsplatz erschrecken: Die Wahrscheinlichkeit von koronaren Herzerkrankungen, Venenleiden in den Beinen und Schädigungen der Wirbelsäule steigt enorm. Unzufriedenheit seitens der Mitarbeiter:innen durch die hohe Belastung am Arbeitsplatz als auch krankheitsbedingte Fehlzeiten, die dem Betrieb wirtschaftlichen Schaden zufügen, sind dann an der Tagesordnung.
Den Körper entlasten und Schäden durch Gesundheitsmanagement vorbeugen
Die gute Nachricht: Der Aufwand für ein erfolgreiches Gesundheitsmanagement, welches körperlichen Schäden bei den Beschäftigten vorbeugen kann, muss nicht groß sein. Mit den richtigen Expertentipps können sowohl die Betriebe als auch die Mitarbeiter:innen selbst für die notwendigen Maßnahmen sorgen.
Gesundheitsmanagement muss nicht unbedingt aufwändig oder teuer sein
Mitarbeiter:innen und Betriebe müssen beide ihren Beitrag leisten
Expertentipps können Orientierung bieten
Gesundheit im Handwerk stützt sich dabei immer auf die gleichen Rahmenbedingungen, die es zu erfüllen gilt: Ergonomie, optimale Beleuchtung, ein geringerer Lärmpegel und eine angenehme Raumtemperatur. Außerdem trägt die Schulung und das daraus resultierende gesundheitsgerechte Verhalten der Mitarbeiter:innen maßgeblich zum Schutz bei.
Die folgenden 5 Expertentipps können dabei als Leitfaden dienen
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Tipp 1: Die Arbeitsumgebung optimieren
Der vielleicht grundlegendste Tipp für die Gesundheit im Handwerk: In einer schädlichen Arbeitsumgebung stehen Mitarbeiter:innen stundenlang auf hartem Boden bis die Muskulatur ermüdet. Die Reaktion des Körpers ist nun, den Bereich der Belastung zu verlagern, was wiederum zu Verspannungen und Rückenschmerzen führt.
Belastung auf das Muskel-Skelett-System verringern
Hilfsmittel: Matten, Stehhocker etc.
Im schlimmsten Fall bilden sich auf lange Zeit Krampfadern in den Beinen, da die Blutzirkulation gestört ist. Um dies zu verhindern, bieten sich Bodenbeläge (zum Beispiel Matten) an, welche die Belastung auf das Muskel-Skelett-System vermindern können. Noch besser sind Stehhilfen, wie zum Beispiel Hocker, die bei zu großer Belastung genutzt werden können, um sich zeitweise zu setzen oder auch nur anzulehnen.
Tipp 2: Bewegung während der Arbeit und Pausen
Ein Haltungswechsel, zum Beispiel, indem das Gewicht auf das andere Bein verlagert oder die Fußstellung verändert wird, sorgt für Entlastung. Außerdem sollten die Beine regelmäßig ausgeschüttelt werden.
Gewicht des Körpers verlagern
Lockerungsübungen
Kurze Spaziergänge
Auch ein Schulterkreisen bei Beanspruchung der Rückenmuskulatur kann hilfreich sein. Kleinere Pausen können für Kniebeugen genutzt werden, indem wiederholt in die Hocke gegangen und sich dann wieder aufgerichtet wird. Kurze Spaziergänge sorgen für körperliche sowie geistige Entspannung und sollten regelmäßig eingeschoben werden.
Tipp 3: Durchblutung anregen
Um die eigene Gesundheit am Arbeitsplatz zu erhalten, sollten auch Maßnahmen nach Feierabend ergriffen werden. Um die Durchblutung zu fördern, empfehlen sich Fußbäder mit wechselnder Temperatur. Zum Beispiel ist eine langsam ansteigende Temperatur hilfreich für die Blutzirkulation: Hierfür werden die Füße in eine Wanne mit circa 22 Grad warmem Wasser getaucht, welches mit zusätzlichem Wasser langsam auf 39 Grad erwärmt wird. Dies geschieht in einem Zeitraum von 20 Minuten, nachdem die Füße dann abgetrocknet werden.
Tipp 4: Kompressionsstrümpfe und bequemes Schuhwerk
Sie sollten gut passen, atmungsaktiv sein und am besten flache Absätze haben. Bequeme Schuhe sind unverzichtbar in einem Beruf, der die meiste Zeit im Stehen ausgeübt wird.
Bequeme Schuhe mit flachen Absätzen tragen
Kompressionsstutzen fördern die Zirkulation
Außerdem sollte das Schuhwerk den Zehen genug Platz für Bewegung bereithalten sowie eine Fersen- und Ballendämpfung bieten. Um Krampfadern vorzubeugen und für eine gute Zirkulation zu sorgen, empfiehlt sich das Tragen von Kompressionsstrümpfen während der Arbeit, die die Venen in den Beinen hierfür zusammenpressen.
Tipp 5: Sport in der Freizeit
Ein Ausgleich zum Beruf ist wichtig: Umso mehr, wenn er zur Gesundheit und einer schonenderen Ausführung der Tätigkeiten im Beruf beiträgt. Wer in seiner Freizeit Sport treibt, stärkt seine Muskulatur – sind Bein- und Rückenmuskulatur beteiligt, verringert sich das Risiko, von der körperlichen Arbeit Schäden davon zu tragen, bereits enorm.
Primär Rücken- und Beinmuskulatur trainieren, um den Körper zu entlasten
Geeignete Sportarten: Joggen, Walken, Radfahren etc.
Sport in den Alltag integrieren
Sportarten wie Joggen, Walken oder Radfahren sind hierfür ideal. Trainingsgeräte wie etwa ein Crosstrainer sind zudem gelenkschonend und bieten auch für bereits körperlich Vorgeschädigte in den meisten Fällen eine gesunde Alternative. Zusätzlich lassen sich kleine Sporteinheiten in den (Arbeits-)Alltag integrieren: Statt dem Aufzug die Treppe zu nehmen oder ab und zu mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, sind bereits kleine Meilensteine hin zu einem bewussten und gesunden Lebensstil.
Fazit – Gesundheit im Handwerk ist notwendig und umsetzbar
Dass die Mitarbeiter:innen selbst von präventiven Maßnahmen zur Erhaltung ihrer Gesundheit profitieren, ist offensichtlich. Die vorliegenden Tipps bieten hierfür eine gute Orientierung, wie man mit einfachen Mitteln bereits viel erreichen und sich selbst schützen kann. Doch auch die Handwerksbetriebe sollten auf ein wirkungsvolles Gesundheitsmanagement setzen.