30. August 2021
Geschrieben von: ea

Wie viel ist mein Handwerksbetrieb eigentlich wert?

Für viele Unternehmer:innen ist der eigene Betrieb gleichzeitig auch der wichtigste Posten der Vorsorge im Alter. Wie Du schon heute herausfinden kannst, was in einigen Jahren beim Verkauf herauskommt, erfährst Du in diesem Artikel.

Die Altersvorsorge ist in letzter Zeit zu einem zentralen Thema geworden - nicht nur in der Handwerksbranche. Auch der Staat warnt mittlerweile davor: Die staatliche Rente wird in den meisten Fällen nicht reichen, um den gewohnten Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten. Viele Unternehmer:innen sehen den eigenen Betrieb als Vorsorgeposten und planen einen Verkauf bzw. eine Übergabe. Deshalb erfährst Du im Folgenden:

  • Wie kann der Unternehmenswert ermittelt werden?

  • Wer unterstützt mich bei dem Ganzen?

  • Und welche Faktoren beeinflussen eigentlich den Wert meines Betriebes?

Vorsorge für Unternehmer:innen

Wie viel Geld Du nach dem Berufsleben einmal benötigen wirst, hängt von vielen Faktoren ab und ist vollkommen individuell. Das oft angesprochene “Rentenloch” - also der Unterschied zwischen der gesetzlichen Rente und dem eigentlich benötigten monatlichen Geldbetrag, um den Lebensstandard aufrechtzuerhalten, können Handwerksunternehmer:innen mit verschiedenen Mitteln schließen (oder zumindest minimieren):

  • Private Lebens- und Rentenversicherungen

  • Kapitalvermögen bzw. -einnahmen (z. B. aus Wertpapieren und anderen Anlagen)

  • Sparprodukte wie Sparbücher und Bausparverträge

Neben diesen “klassischen Vorsorgemöglichkeiten” stellt für die meisten Unternehmer:innen aber der Erlös aus dem Verkauf des Betriebes den wichtigsten Baustein der Absicherung im Alter dar.

Verkauf des Betriebes zur Absicherung im Alter

Trotz der Tatsache, dass der Erlös aus einem späteren Verkauf des Betriebes oft essentiell für die Vorsorge im Alter ist, haben nur die wenigsten Handwerker:innen eine Idee, wie viel ihr Unternehmen eigentlich wert ist. Eine Umfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) unter Handwerksbetrieben hat ergeben, dass gar nur 22 Prozent der Handwerksunternehmer:innen schon einmal eine Unternehmensbewertung haben durchführen lassen. Gezählt wurden bei dieser Befragung übrigens nur jene Inhaber, die in den kommenden fünf Jahren eine Übergabe geplant hatten.

Der Verkauf ist zwar der wichtigste Schritt, oftmals aber nur der erste. In den meisten Fällen ist es die klügste Entscheidung, das dadurch erwirtschaftete Kapital nicht einfach auf dem Konto liegenzulassen. Vielmehr solltest Du eine möglichst gute Verzinsung bei hoher Verfügbarkeit des Geldes anstreben. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ein kompetenter Finanz- oder Anlageberater kann Dir hier am besten weiterhelfen.

Aber gehen wir noch einmal einen Schritt zurück. Bevor an eine Veranlagung überhaupt gedacht werden kann, musst Du selbstverständlich klären, mit wie viel Geld Du überhaupt rechnen kannst.

Ermittlung des Ertragswertes beim Verkauf

Grob zusammengefasst gibt es zwei Möglichkeiten, den Unternehmenswert zu bewerten. Die Untergrenze bildet der sogenannte Substanzwert. Dieser wird ermittelt, indem die aktuellen Zeitwerte des gesamten Inventars (Geräte, Maschinen, Kraftfahrzeuge und sonstige Ausstattung) zusammengerechnet werden. Auch das Betriebsgebäude zählt natürlich zum Substanzwert. Dieser stellt also den Wert im Falle einer Liquidierung des Unternehmens dar. Das bedeutet: Wenn Du alle zum Betrieb gehörigen Gegenstände, Geräte usw. verkaufst, dann bekommt Du den Substanzwert.

In den meisten Fällen ist der Substanzwert nicht wirklich aussagekräftig. Viel wichtiger ist die Bestimmung des Ertragswertes mittels der sogenannten AWH-Methode (kommt von “Arbeitsgemeinschaft der Wertermittelnden Betriebsberater im Handwerk”). Hierbei wird versucht, aufgrund der Gewinne der letzten Jahre, eine bestmögliche Prognose für die Zukunft abzugeben. Dem wird aber schließlich noch ein Teil abgezogen, um verschiedene Risikofaktoren einzukalkulieren (z.B. Inhaberabhängigkeit oder Personalsituation). Ebenfalls abgezogen werden einige kalkulatorische Kosten, um beispielsweise für den Unternehmerlohn aufzukommen.

Und wer hilft mir nun dabei?

In den vorhergehenden Absätzen hast Du schon Einiges zum Verkauf bzw. zur Wertermittlung Deines Handwerksunternehmens gehört. Selbstverständlich sind das alles nur Ansätze, für eine genaue Beschreibung ist das Thema einfach viel zu umfangreich und zu individuell. Außerdem müsstest Du wahrscheinlich in einem früheren Leben in der Buchhaltung tätig gewesen sein, um diese Dinge wirklich ordnungsgemäß durchzuführen. Entsprechend kann es durchaus sinnvoll sein, hier die Hilfe eines Profis mit entsprechender Erfahrung in Anspruch zu nehmen. Eine gute Anlaufstelle dafür sind die Verbände und Organisationen mit eigens geschulten Beratern. Auch die Handwerkskammern oder der ZDH können Dir hier weiterhelfen, um Dir kompetente Berater:innen zur Seite stellen.

Checkliste für eine optimale Bewertung Deines Betriebes

Nachdem Du die groben Grundzüge zum Thema der Unternehmensbewertung und des Verkaufs zur Altersvorsorge gelernt hast, geben wir Dir noch einige Beispiele für Punkte, die den Wert Deines Unternehmens positiv oder negativ beeinflussen können:

  • Anlagevermögen und -güter: Hier geht es vor allem um den zuvor angesprochenen Substanzwert. Je moderner und generell hochwertiger Deine Geräte und Ausstattung sind, desto höher ist dieser, was natürlich insgesamt den Wert Deines Betriebes hebt. 

  • Lieferanten- und Kundenstruktur: Klar, je besser das Verhältnis zu Deinen wichtigsten Kunden und Zulieferern ist, desto besser lassen sich Einnahmen und Ausgaben in der Zukunft abschätzen. Hier ist andererseits aber eine mögliche Abhängigkeit von wenigen Großkunden und Lieferanten eher schlecht.

  • Mitarbeiter:innen bzw. Fachkräfte: Solltest Du nicht gerade Einzelunternehmer:in sein (wovon wir hier nicht ausgehen, da ein Verkauf des Betriebes sonst schwierig wäre), dann sind Deine Mitarbeiter:innen Deine wertvollste Ressource. Je mehr erfahrene Fachkräfte Du (langfristig) in Deiner Belegschaft hast, desto besser.

  • Abhängigkeit vom von Dir: Besonders kleinere Betriebe haben das Problem, zu sehr von der Führungsperson abzuhängen. Wer langfristig denkt und eine zusätzliche Führungsebene (vielleicht mit einem Stellvertreter:in) einbaut, der profitiert beim Verkauf.

Diese Liste ist natürlich keinesfalls vollständig, sondern soll Dir nur einige Aspekte nennen, was bei der Bewertung Deines Unternehmens wichtig sein kann. Weitere Infos und Tipps hierzu und generell zum Thema bekommst Du beispielsweise bei den oben angesprochenen Verbänden und Organisationen sowie bei der Handwerkskammer.

Fazit

Zusammengefasst kann man sagen, dass das Thema des Betriebsverkaufs zum Zwecke der Absicherung im Alter - besonders bei viel beschäftigten Handwerksunternehmer:innen - gerne im Tagesgeschäft untergeht. Wer plant, in den nächsten Jahren in Rente zu gehen, der tut gut daran, sich im Voraus Tipps und Hilfe zu holen oder sich zumindest über die Möglichkeiten zu informieren.